28.10.2024
Mit dem Planspiel in den Bundestag
Ein Erfahrungsbericht


Am 12. Oktober 2024 ging es für mich für vier Tage nach Berlin im Rahmen des Planspiels „Jugend und Parlament“. Hierbei schlüpften ca. 300 Jugendliche aus ganz Deutschland, welche zuvor von einem Bundestagsabgeordneten nominiert wurden, für vier Tage in die Rolle von fiktiven Abgeordneten. Insgesamt gab es drei Parteien, die konservative „Bewahrungspartei“ (BP), die liberale „Partei für Engagement und Verantwortung“ (PEV) und die sozialdemokratische „Gerechtigkeitspartei“ (GP). Allen Teilnehmenden wurde per Zufallsprinzip sowohl ihre Rolle als auch ihre Partei zugeteilt.

Von dem Bundestagsabgeordneten Tobias Bacherle (Grüne) für das Planspiel nominiert, bekam auch ich meine Identität für die Zeit als Parlamentarierin zugewiesen. So wurde ich zu Ella Liber, einer 56-jährigen Landwirtin aus Mühlingen, die der PEV-Fraktion im Bundestag angehört. Zudem war ich Mitglied im Verfassungsausschuss, in welchem gemeinsam mit den anderen Fraktionen über den fiktiven Gesetzes-Änderungsvorschlag zur Erweiterung des Bundeswahlrechts auf Unionsbürger (mit Staatsangehörigkeit eines Mitgliedstaats der Europäischen Union) sowie Drittstaatler diskutiert wurde.


Am ersten Tag wurden zunächst die wichtigsten Ämter innerhalb der Fraktion verteilt - und all das in den echten Räumlichkeiten des Bundestages. So kam es, dass ich zur Schriftführerin meiner Partei gewählt wurde. Nachdem die Formalitäten geklärt waren, ging es in den folgenden Tagen um den politischen Inhalt: So dachten wir uns Verhandlungsstrategien in den Fraktionen aus, mit denen wir dann unseren fiktiven Koalitionspartner, die GP, und die Opposition, die BP, möglichst erfolgreich von unseren Forderungen überzeugen wollten.





Dieser ganze Prozess war unheimlich spannend, vor allem, da man plötzlich „live“ dabei war und aktiv in den Entscheidungsprozess eingreifen konnte. Es herrschte generell eine sehr angenehme Debattenkultur, da alle Teilnehmer sehr interessiert an den Themen und der Politik im Allgemeinen waren. Auch ich fand es sehr spannend, mich mit anderen, ebenfalls politisch interessierten Jugendlichen zu unterhalten und auszutauschen.


Am letzten Tag fand dann die abschließende Debatte über die zu diskutierenden Themen statt. Dabei konnten wir im echten Plenarsaal debattieren und die realen Bundestagspräsidenten leiteten unsere Sitzung. So durfte ich in meiner Rolle als Schriftführerin die Sitzung oben - neben der Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau - verfolgen und hatte plötzlich eine ganz neue Perspektive auf die Geschehnisse.

Schlussendlich war jenes Planspiel eine einmalige Möglichkeit, den Arbeitsalltag unserer Bundespolitiker näher kennen zu lernen. Es war eine Ehre, in denselben Sälen und Räumlichkeiten zu sein wie sie und sich komplett frei durch den Bundestag, aber auch das Paul-Löbe-Haus, das die Ausschüsse des Bundestages beherbergt, zu bewegen. Ich kann nur jedem politisch interessierten Jugendlichen dazu raten, sich diese Erfahrung nicht entgehen zu lassen und möchte mich für die tollen Gespräche, manch hitzige Diskussionen und die unauslöschlichen Eindrücke bedanken.


Amelie Giehle (J1)