"Krabat"

Der Theaterseminarkurs des Lise-Meitner-Gymnasiums spielte ein beeindruckendes Werk

Drei Aufführungen des Theaterseminarkurses versetzten das Lise-Meitner-Gymnasium und die zahlreichen Zuschauer vergangenes Wochenende zurück in die Welt des frühen 18. Jahrhunderts, in dem es zuweilen düster zuging für die Müllerburschen "am schwarzen Wasser". Denn die Mühle, in der sie als Gesellen tätig sind, ist gleichzeitig eine "schwarze Schule", die vom Meister beherrscht wird, der ihnen zwar einerseits das Zaubern beibringt, dafür aber keinen Widerspruch bei der Ausübung seiner allgegenwärtigen Macht duldet. Und mehr noch: Einmal im Jahr muss einer der Burschen für den Meister geopfert werden, damit er nicht selbst stirbt... Lange hat der Meister - verkörpert durch drei Schauspieler (Sophie Sulzberger, Felix Ebner, Inga Störkmann), die unvermittelt von allen Seiten auftraten und die Bühne beherrschten - dieses todbringende System aufrechterhalten können, bis Krabat (Nina Krippentz und Tim Röhr) dagegen aufbegehrt: Denn er hat sich in ein Mädchen verliebt, die Kantorka (Rebecca Zinser) - die Vorsängerin der traditionellen Ostergesänge in dem Lausitzer Dorf - und unter Einsatz seines und ihres Lebens kommt sie ihn frei zu bitten, besteht die Prüfung, die ihr der Meister auferlegt und erlöst so Krabat und alle Müllerburschen von dem Zauber, wobei am Ende die Mühle zusammenstürzt und es mit der Zauberei vorbei ist.

Diese "Kindergeschichte" lässt sich freilich - und so wollte es der Autor Otfried Preußler auch verstanden wissen - gleichzeitig als Parabel auf den Faschismus sehen, als Warnung sich mit diktatorischen Regimen einzulassen, die einen dann möglicherweise nicht mehr loslassen ...

Auf beeindruckende Weise hat der Theaterseminarkurs die Tiefen dieses Stückes erfasst und inszenatorisch umgesetzt. Zwei Stunden lang herrschte spürbare Spannung, in der sich gruselige Szenen mit lebensfroher Heiterkeit abwechselten: So bei der Bloßstellung der Soldaten des Kurfürsten, die durch Zauberkraft zum Tanzen gebracht wurden oder bei der Kirmes, die das ganze Dorf ausgelassen feierte - selbst wenn zwischendurch der Meister verkleidet als (drei!) alte Weiber drohend dem Fest beiwohnte. Doch die dunklen Mächte kamen ebenfalls nicht zu kurz: Immer wieder hatten sich die Müllerburschen in Raben zu verwandeln und den Befehlen des Meisters zu gehorchen. Der Bann, in dem sich die Zuschauer befanden, erreichte seinen Höhepunkt, als die Kantorka die unvorhergesehene Prüfung des Meisters absolvieren musste, um Krabat frei zu bitten. Mit verbundenen Augen hatte sie ihn unter allen Müllerburschen zu erkennen...

Es war deutlich spürbar, dass sich die 16 Schüler und Schülerinnen der 11. Klasse lange mit der Thematik und den Feinheiten dieses Stückes auseinandergesetzt hatten. Ein Schuljahr lang wurden sie von den Lehrkräften Andreas Lachenmayer und Stefanie Dräger-Spence in die Kunst des Theaterspiels eingeführt, und seit Januar probten sie intensiv den "Krabat", der bei einem dreitägigen Workshop unter der Leitung des Theaterpädagogen Michael Langer mit nuancenreichen Übungen begonnen wurde. Das Theaterstück war ein sichtbarer Genuss sowohl für die Schauspieler/innen als auch für die Zuschauer.

Das Stück ist hier als Film zu finden. Viel Spaß damit!

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